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Offener Brief zur geplanten PISA-Offensive Bayern

Der Landesverband Museumspädagogik Bayern e. V. (LVMP Bayern) hat auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung am 11. März 2024 in Augsburg beschlossen, zu der geplanten Reduzierung der Unterrichtsstunden in den künstlerischen und musischen Fächern an bayerischen Grundschulen kritisch Stellung zu beziehen.

Auszug aus dem offenen Brief:

Geplante PISA-Offensive Bayern an Grundschulen ab September 2024
Die Bayerische Staatsregierung plant, im Rahmen der sog. PISA-Offensive in bayerischen Grundschulen die Fächer Kunst, Musik sowie Werken und Gestalten in den Jahrgangsstufen 3 und 4 in einen Fächerverbund mit einem gemeinsamen Stundenpool von insgesamt 4 bis 5 Wochenstunden zusammenzufassen. Diese Maßnahme wäre aus fachlicher Sicht ein Fehler.

Notwendige Kulturelle Bildung in der Grundschule
Kulturelle Bildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Bildungssystems, da sie nach Artikel 22 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UNESCO „für die Würde des Menschen und für die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich“ ist.

  • Die aktive Teilhabe an Kunst, Theater, Konzerten und Museen fördert die Persönlichkeitsentwicklung und -stärkung von Kindern und Jugendlichen.
  • Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit: Nur im Schulkontext können alle Kinder und Jugendlichen im Kulturbereich nachhaltig erreicht werden.
  • Künstlerische und musische Fächer können in verstärktem Maße Schülerinnen und Schüler aus migrantischen Familien und Zusammenhängen unterstützen und fördern zugleich transkulturelles Lernen. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Überwindung von Trennungen und fördern die Auseinandersetzung und Mitgestaltung von Gesellschaft.
  • Grundsteine für Freude am entdeckenden Lernen, selbstwirksamen und interdisziplinären Handeln können maßgeblich in den künstlerischen Schulfächern gelegt und ausgebaut werden. Sie stärken damit auch das demokratische Zusammenleben.
  • Gestalten, Feinmotorik und Werken sind zudem wichtige Voraussetzungen für Nachwuchs im Handwerk und in technischen Berufen. Defizite in diesen Bereichen lassen sich seit langem in museumspädagogischen Angeboten feststellen.
  • Eine reduzierte Stundenzahl dieser Unterrichtsfächer erschwert Grundschulklassen, außerschulische kulturelle Lern-Orte, wie z. B. Museen und Galerien, kennenzulernen. Dort erleben Kinder Kunst und Kultur im Klassenverband und praktizieren interkulturelles Lernen.

Unsere diverse, komplexer werdende Lebenswelt und die von multiplen Krisen gekennzeichnete Gegenwart erfordern mehr denn je frühzeitig und kontinuierlich Qualifikationen und Schlüsselkompetenzen wie Kreativität und Kommunikationsfähigkeit, Toleranz und Teamfähigkeit und gesellschaftliches Engagement. Dies sind Eigenschaften, die gerade in künstlerischen und schöpferischen Fächern im Sinne einer nachhaltigen kulturellen Bildung schon in der Grundschule vermittelt, erlernt und praktiziert werden können und müssen.


Forderung des LVMP Bayern
Der Landesverband Museumspädagogik Bayern e. V., die Vertretung der kulturellen Bildung und Vermittlung in bayerischen Museen, fordert deshalb die Bayerische Staatsregierung auf, die geplanten Änderungen zu überdenken und den eigenständigen Unterricht der Fächer Kunst, Musik und Werken an bayerischen Grundschulen zukünftig zu stärken und auszubauen, keinesfalls aber zu kürzen.

Nähere Infos zur Arbeit des LVMP Bayern finden Sie hier:
Bayern | Bundesverband Museumspädagogik e.V. (museumspaedagogik.org)